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Interessante Information zur Kaninchenfütterung

Das Krankheitsbild Enterocolitis und die hohen Verluste in den Kaninchenbeständen bereiten den Kaninchenzüchtern immer noch große Sorgen.

Durch die Initiative unseres Präsidenten des ZDRK, Peter Mickmann, fand am 01. Dezember 2004 im Bundesministerium in Bonn ein Treffen verschiedener Verbände, Institute, Tierärzte, Futtermittelhersteller und Impfstoffhersteller statt. Es wurde der Arbeitskreis Enterocolitis gebildet, der die laufenden Aktivitäten koordinieren soll.

Bei Tagungen, die das Thema Enterocolitis beinhalten, hatte ich den Eindruck, dass die Aufgabenstellung der Futterfachleute und Wissenschaftler lautet: „Wie kann man auf der Basis pelletierter Fütterung die Enterocolits (Darmlähme, ich nenne sie Darmvergiftung) bekämpfen?“ Meiner Meinung nach ist dies eine äußerst schwierige Aufgabe. Denn bekämpfen ist schwieriger als die Enterocolitis durch ausgewählte, strukturgerechte Futterkomponenten zu verhindern.

Nösenberger, d. h. meine Frau und ich, haben 1996 ein Natur-Struktur-Müsli entwickelt und auf den Markt gebracht, welches die Enterocolitis verhindert. Sehr viele Züchter haben bisher das Natur-Struktur-Müsli erhalten und uns ist kein Fall bekannt, dass Züchter, die dieses Futter richtig einsetzen, Verluste durch Enterocolitis bei der Aufzucht haben. Wenn ich sage Aufzucht, dann deshalb, weil das Futter teuer in der Herstellung ist und wir uns in erster Linie den Jungtieren widmen. Nach 10-12 Wochen unserer Müslifütterung empfehle ich aus Kostengründen wieder zurück auf die alte Fütterung in Verbindung mit unserem Luzerne-Bei(futter) oder auf unser brikettiertes Alleinfutter umzustellen. So wird einer späteren Erkrankung an Darmvergiftung vorgebeugt.

Viele Züchter gaben 10-20 % unseres Strukturfutters ihren Pellets bei um – wie sie sagen – auf der sicheren Seite zu sein. Denn wir wissen: auch unser Alttiere sind von Enterocolitis bedroht. Diese teure Beifütterung ist durch das Luzerne-Bei preisgünstiger geworden.

Die Kaninchenzüchter erleben mit dem Strukturfutter eine Jungtieraufzucht ohne Verluste durch diese Darmvergiftung. Es ist daher verständlich, dass die Züchter die Gründe hierfür erfahren wollen.

Schließlich wird von hochkarätigen Kaninchenfachleuten und Futterexperten etwas ganz anderes als ein Strukturfutter empfohlen.

„Akute Dysenterie“ und „seuchenhafte Enteropathie“ sind die Fremdwörter, die uns dazu verführen, unsere Zuchttiere, die ja noch Ausscheider von krankmachenden Bakterien sein können, zu töten. Diese falschen Empfehlungen sind ein riesiger Verlust unserer Züchter, wie so viele falsche Empfehlungen uns erreichen.

Ich bin davon überzeugt, dass Enterocolitis keine Seuche ist. Rammler und Häsinnen, die durch Enterocolitis große Verluste bei den Jungtieren hatten, ziehen gesunde Würfe ohne Verluste groß, wenn sie strukturgerecht gefüttert werden.

Wenn Alttiere Ausscheider z.B. von Kolibakterien sind, hat sich das bei struktur- und artgerechter Fütterung innerhalb weniger Tage erledigt. Nach einer gründlichen Reinigung der Ställe ist das Problem dann gelöst.

Schuld an der Darmvergiftung sind die zerschlagenen Strukturen bei der pelletierten Fütterung. Und die dadurch verursachte Verkleisterung des Nahrungsbreis im Magen der Kaninchen. Die Magensäuren sind nicht in der Lage, den Futterbrei richtig zu durchsaften, der pH-Wert bleibt zu hoch. Es entsteht ein Milieu, in dem sich krankmachende Bakterien im Dünndarm entwickeln, was dann zur Vergiftung führt.

Einige Pellethersteller werben mit Futterzusätzen, die der Darmerkrankung vorbeugen oder sie wirkungsvoll bekämpfen sollen.

Das Problem: Die Zusätze, die diese heimtückische Darmerkrankung tatsächlich unterdrücken, sind heute verboten. Denn Antibiotika in Futtermitteln gehören zum Glück der Vergangenheit an. Doch nach dem Verbot nahm das Schicksal seinen Lauf.

Wenn wir heute von Industriefutter sprechen, dann ist die Rede von Pellets. Diese sind ein Segen für die Logistiker, da sie sich gut verpacken und transportieren lassen. Aber wie reagieren unsere Tiere? Natürlich kann man alle Nährstoffe in Pellets homogen unterbringen. Aber die Struktur unserer Futterpflanzen wird durch das Zermahlen der Hammermühlen zerstört.

Ein Hauptbestandteil der meisten handelsüblichen Pellets ist die Luzerne. Jeder verantwortungsvolle Futtermittelhersteller kennt die wertvollen Inhaltsstoffe dieser Pflanze. Um sie preiswert über weite Strecken transportieren zu können, wird die Luzerne am Erntestandort gehäckselt, heißluftgetrocknet, zermahlen und pelletiert. Hammermühlen zerschlagen die für unsere Kaninchen so wertvollen Strukturen zu einem Schrot.

Bei den Futtermittelfirmen angekommen, werden die Luzernepellets dann erneut zermahlen, um mit anderen mehligen Komponenten gemischt zu werden. Bei dieser zweiten Zermahlung zerfällt die Luzerne zu feinstem Mehl, dem Luzernegrünmehl.

Von Rohfaserstruktur keine Spur. Ob diese Pellets dann zu 2-4 oder 6 mm starken Pellets gepresst werden, ist für die bereits verdorbene Struktur der Rohfasern nicht mehr ausschlaggebend. In der Literatur und in allen bisherigen Beiträgen zum Thema Enterocolitis wird die Zerstörung der natürlichen Rohfaserstruktur nicht ernst genommen. Man schreibt und spricht vom hohen Wert der rohfaserreichen Futtermittel. Das Wort „Fasern“ verbindet man fälschlicherweise mit Struktur. Das ist der große Irrtum unserer Zeit.

Es ist bekannt, dass die Verweildauer im Darm bei zerstörtem Strukturfutter wesentlich länger ist als bei natürlichem Strukturfutter. Somit ist die Gefahr, dass sich unliebsame Bakterien und deren Toxine bei zu hohem pH-Wert entwickeln, sehr groß. Kolibakterien kleben regelrecht an der Darmwand fest. Ein Strukturfutter, das nur durch die Backenzähne des Kaninchens zermahlen wird, garantiert im Darm einen gewissen Reinigungseffekt. Die Darmpassage beschleunigt sich und die Darmwand wird von anhaftenden krankmachenden Bakterien befreit.

Der Krankheitserreger Clostridium perfringens ist ein normaler Bewohner des Verdauungstraktes unserer Kaninchen. Typ A dieses Bakteriums produziert das alpha-Toxin, welches die für die Enterocolitis typische Darmlähme hervorruft. Um die Bildung dieses Toxins zu verhindern ist es notwendig unsere Tiere artgerecht zu ernähren. So können die Tiere den pH-Wert im Futterbrei auf natürliche Weise durch die Magensäfte regulieren. Intakte Schleimhäute verhindern das Eindringen unerwünschter Krankheitserreger in die Blutbahn.

Es gibt einige sogenannte Strukturmischungen aus den Niederlanden und Österreich, die - was die Verhinderung der Darmlähme (Enterocolitis) betrifft - einen Teilerfolg erzielen. Das sind Futtermittelhersteller, die bisher noch nicht erkannt haben, worauf es bei einem richtigen Strukturfutter ankommt. Das sind Verbesserungen, die auch mit Säuren im Trinkwasser, Impfungen, frühem Absetzen der Jungtiere von der Mutter, Kräuterfutter, ätherischen Ölen, übertriebener Hygiene, drastischer Reduzierung der Pelletfütterung und gut strukturiertem Heu erzielt werden.
Ein absolutes Verhindern der Enterocolitis erzielt man nach meinen Erkenntnissen nur dann, wenn folgende Punkte beachtet werden:

In die Strukturmischung sollen keine Pellets eingebracht werden. Erklärung: Einige Jungtiere meiden die harten Strukturen des Strukturfutters. Pellets lassen sich leichter kauen und werden mit Geschmacksstoffen versehen. Wir haben festgestellt, dass ca. 10% der Jungtiere sich auf Pellets spezialisieren, die dann durch die Enterocolitis gefährdet sind.

Auf heißluftgetrocknete Luzerne bester Qualität kann man nicht verzichten; allerdings muss die Ware entblättert werden. Der Blattanteil schwankt zwischen 35 bis 40 %, je nach Sorte der Luzerne und Reifegrad. 20 % der Blattanteile sind mehlig bis staubig, ca. 80 % der Blätter haben eine Strukturgröße von bis zu 0,4 mm. Will man die heißluftgetrockneten Blätter staubfrei binden, müssten je 1% Blattanteil 1% Melasse beigegeben werden. Der hohe Saccharoseanteil in der Melasse ist Nährboden für unliebsame Bakterien und würde der Verhinderung der Darmvergiftung entgegen wirken.

Nicht jede Luzernepartie ist für Kaninchen geeignet. Es sind Partien auf dem Markt, die mit Stickstoff leicht angedüngt wurden. Die wertvollen Stängel sind weich und vagabundierende Stickstoffverbindungen (NPN – Nicht-Protein-Stickstoffe) belasten unsere Tiere. Ich musste vergangenen Herbst aus diesem Grund einen Zug Luzerneballen weigern.

Wenn die Sonneneinstrahlung einige Tage vor der Luzerneernte sehr intensiv ist, schützt sich die Pflanze mit einer Wachsschicht. Bei der Zerschlagung durch die Hammermühle zu feinem Schrot bleibt die Wachsschicht erhalten. Diese Wachsschicht – in Verbindung mit Presshilfsstoffen (nicht nur Melasse) bei der Pelletierung – sorgt im Magen für ein besonders starkes Abgleiten der Magensäfte am Futterbrei, so dass dieser nicht genügend gesäuert wird.

Es gibt Futtermittelhersteller, die aus Kostengründen auf Luzerne verzichten und gehäckselte Gräser einsetzen. Gräser, die oft nicht ausgereift sind und zum Teil auch für Kaninchen zu stark gedüngt wurden. Bei diesem Angebot sind Nitratvergiftungen nicht ausgeschlossen. Die Todesursache wird oft als Enterocpathie abgetan, weil das Krankheitsbild sich ähnelt.

Es wird sehr viel darüber berichtet, dass zuviel Stärke, Zucker und Eiweiß bei Jungtieren die Enterocolitis auslöst. Starterfutter mit wenig Energie sind auf dem Markt. Auch mit diesem Futter erzielt man einen kleinen Erfolg. Energiereiches Getreide in mehliger Struktur verkleistert im Magen mehr als Mühlennachprodukte mit einem hohen Rohfaseranteil. Gerste und Mais sollten thermisch behandelt sein. Die Bauchspeicheldrüse bei den jungen Tieren bis zur 10. Woche ist noch nicht in der Lage, genügend Enzyme zu produzieren um Getreide vollständig zu verwerten. Es bleibt ein Nährboden für krankmachende Bakterien. Thermisch behandeltes Getreide ist sozusagen vorverdaut und somit besser aufzuschließen. Versuche, den Energiegehalt des Strukturfutters um 10 % zu erhöhen, erwiesen sich bei unseren Versuchen als nicht vertretbar.

Mir berichteten Züchter, dass Tiere, die durch Darmvergiftung im Todeskampf stehen, mit dem Kot gallertartigen Schleim ausscheiden. Die teilweise Lähmung des Darms führt zu einer Anhäufung von Kot, worauf der Darm mit dieser Schleimbildung reagiert. Ursache sind die abgleitenden Magensäuren vom Futterbrei der Pellets im Magen, die dann die Schleimhäute verätzen und die Toxine der Clostridien eindringen lassen. Wir setzen schleimstoffbildende Leinsaatprodukte ein, wodurch sich die angegriffenen und zum Teil porösen Schleimhäute erholen. Die nach unseren Vorgaben kalt gepresste Leinsaat enthält 16 bis 17 % Restöl, nebenbei ein bekömmlicher Energieträger. Getrocknete Möhren mit hohem Beta-Carotin Gehalt, schonend getrocknet und Dinkel im Spelz sind Komponenten, die sich stabilisierend auf das Immunsystem auswirken. Johannisbrot, Petersilie und eine ausgewogene Vitamin- und Mineralstoff-mischung gehören in ein gutes Natur-Struktur-Müsli um unsere Kaninchen stabil aus der Kinderstube entlassen zu können.

Müslistrukturen verlangen eine bestimmte Mischtechnik. Es muss eine absolute Homogenität gewährleistet sein. Landesbeamte, die unsere Futtermittel überwachen, sind gehalten, bei einem Strukturfuttersack 3 x einzustechen um eine aussagefähige Probe zu erhalten. Ein solches Futter gehört nicht in den Kaninchennapf. Die jungen Kaninchen müssen mit den wenigen Gramm Futter, die sie aufnehmen, alle Nähr- und Wirkstoffe zur Verfügung haben. Leider steht unseren großen Futtermittelherstellern diese Mischtechnik für die Herstellung von Müslis bisher nicht zur Verfügung.

Wie Sie diesem Aufsatz entnehmen können, ist es nicht ganz einfach Enterocolitis zu verhindern. Noch schwieriger ist es, Fütterungsexperten und Wissenschaftler davon zu überzeugen, dass Enterocolitis hausgemacht ist und keine Seuche.

Jeder Züchter, der telefonisch Struktur-Müsli bei mir bestellt, und das sind täglich zwischen 20 und 40 Personen, wird gefragt, ob er noch Verluste bei seinen Jungtieren hat. Sollte dies der Fall sein, rate ich dem Züchter sich an unsere Empfehlung zu halten und die Pellets aus dem Futternapf zu lassen. Diese werden gerne aus Kostengründen und auf Empfehlung der Vertreter von pelletiertem Futter eingemischt. Gewalzte Gerste beizugeben ist wegen der schwer verdaulichen Stärke nicht ratsam.

Durch Brunnenwasser mit hohen Nitratwerten können auch Jungtierverluste entstehen. Die Symptome einer Nitratvergiftung ähneln denen der Enterocolitis. Es ist empfehlenswert das Brunnenwasser auf Nitratgehalt und auf das Vorhandensein von Kolibakterien zu untersuchen.

Auch zu früh gemähtes unreifes Gras, welches mit Stickstoff gedüngt wurde, birgt Gefahren. Gräser, die mit Gülle gedüngt werden - vor allen Dingen Hühnergülle, in die oft tote Hühner eingefräst werden - bergen die Gefahr des Botulismus.

Silage zu füttern bedarf großer fachlicher Kenntnisse. Neben den gewünschten Milchsäurebakterien bilden sich sehr schnell Essig- oder Buttersäurebakterien. Bei hohen Temperaturen siedeln sich unverzüglich Pilzsporen an, die ebenfalls für unsere Kaninchen tödlich sein können.

Noch ein Wort zur Kokzidiose bei Kaninchen. Wir wissen, dass wir durch eine strukturgerechte Fütterung die Kokzidien etwas unterdrücken können. Kokzidiose ist ansteckend, im Gegensatz zur Enterocolitis. Zum Glück stehen uns gute Mittel zur Verfügung, diese ansteckende Krankheit einzudämmen, sogar zu verhindern.

In der Hoffnung, dass Ihre Kaninchen gesund und munter sind, verbleibe ich mit den besten Grüßen


Horst von zur Gathen

Nösenberger Kaninchenfutter



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